Jede öffentliche Sitzung der kommunalen Gremien beginnt und endet mit der gesetzlich festgelegten Einwohner/Innenfragestunde, in deren Verlauf Zuhörer Fragen an die Mitglieder der jeweiligen Ausschüsse oder Ratsversammlungen stellen können. So kommt es zwar durchaus vor, dass konkrete Fragen gestellt werden, meistens jedoch wird die Gelegenheit genutzt, den angestauten Unmut über getroffene Entscheidungen oder geplante Vorhaben zum Ausdruck zu bringen.

Und nun Ihre Frage " lautet dann oft die geduldig, eventuell auch leicht ironisch vorgetragene Aufforderung des jeweiligen Vorsitzenden nach solchen mehr oder meistens minder freundlich vorgebrachten Ausführungen. Geschickte verstehen es von vornherein, ihre Unmutsäußerung in eine Frage zu verpacken. Erfreulicherweise wird in der Regel die so genannte Einwohner/Innenfragestunde von den Vorsitzenden recht großzügig gehandhabt, so dass es für jedermann möglich ist, nicht nur Fragen zu stellen, sondern auch mal richtig Dampf abzulassen.

Des öfteren müssen die Vorsitzenden allerdings eingreifen spätestens dann, wenn mal wieder einer der geplagten Mitbürger meint, wie über die großen Bundes so auch über die kleinen Kommunalpolitiker derart herziehen zu müssen, dass die restliche Zuhörerschaft sich peinlich berührt zeigt.

Da werden dann Politiker gerne als notorische Egoisten und Wichtigtuer abgestempelt, die nichts Besseres zu tun haben, als sich ihre Pfründe gegenseitig zuzuschachern und ihre Wähler (so Originalton) von oben bis unten zu bescheißen.

Hier kriegt man dann schon mal das zu hören, was an Stammtischen und bierseligen Tresen eh jeder weiß und rausposaunt: Politiker bedienen sich alle selbst, anstatt sich selbstlos und voller Hingabe für das Allgemeinwohl aufzuopfern.

Sicher gibt es Fälle, wo individuelle Kritik angebracht ist. Doch sie sollte konstruktiv sein, und wenn sie von ewigen Besserwissenden kommt, die sich sonst jeder Verantwortung entziehen und erst aufwachen, wenn an ihrer eigenen Tür gekratzt wird, ist dieses auch in einer Fragestunde schwer zu ertragen.

Meine Frage an alle Politikkritiker, die dann auch noch alle, die im großen wie im kleinen Politik machen, über einen Kamm zu scheren pflegen, lautet, wie es wohl ohne Politiker gehen soll, und warum sie nicht selber durch Einbringung ihres ehrenvollen persönlichen Potentials den Schnitt der Politikermoral in die Höhe schnellen lassen?!!

Auch wir kleinen Kommunalpolitiker sind nun mal nur so, wie unsere Wähler es selbst sind, normale Menschen mit Fehlern und Schwächen. Aber eins zeichnet die meisten von uns im Gegensatz zu vielen Kritikern aus: Hohe, oft selbstlose Einsatzbereitschaft für das Allgemeinwohl, begründet in dem Empfinden für die Verantwortung dafür, dass unser Zusammenleben nun einmal auf irgendeine Art und Weise geregelt werden muß. Dieses tun sie vom Ortsrat bis zum Kreistag alles ehrenamtlich welches viel Freizeit in Anspruch nimmt.

Zumindest in einer Demokratie geht es nun mal nicht ohne Politiker, und ihre Aufgabe ist oft wirklich nicht einfach. Neben sinnvoller Kritik könnten auch in phantasievolle Fragen eingepackte Hilfestellungen seitens unserer Mitbürger die Fragestunden zu hochinteressanten Bestandteilen einer jeden Tagesordnung werden lassen. Klaus-W. Kienert